— 83 —
An der buchtenreichen Küste liegt Marseille (marßäj) mit fast V« Mill. Einw.
Es ist die erstö Seehandelsstadt Frankreichs und bedeutend durch ferne Ausfuhr
von Dl, Seife, Parfümerien und Baumwollenwaren. Toulon (tulvng) :st em
starker Kriegshafen. ^ ^ „
2. Die Gebirge Mittelfrankreichs beginnen un Süden mit den Ee-
vennen, die nach Südosten zur Tiefebene steil abfallen. Nach Nordosten
zerteilen sie sich in drei Höhenzüge, deren westlichster das Hochland der
Anvergne (owärnj) bildet. Ans seinen jetzt erloschenen Kratern ergoß sich
einst der flüssige Basalt in solcher Fülle, daß er die Abhänge der Berge
wie mit einem Mantel überdeckte. (Siehe die Abbildung vom Vogelsberg,
Seite 22). Die damals verschütteten Wälder bilden jetzt mächtige Kohlen-
lager. Das Klima dieser Landschaft ist rauh und kalt, das Land selbst öde und
unfruchtbar. Deshalb suchen viele seiner Bewohner als Hausierer und
Erntearbeiter in fruchtbareren Gegenden ihren Erwerb. — Der östliche
Zug des französischen Mittelgebirges hat reiche Kohlen- und Eisenlager,
die namentlich in St. Etienne (ßängt^etienn) eine blühende Eisen- und
Stahlindustrie hervorgerufen haben. Weiter nach Norden folgen die
Eote d'or (föt bor) — Goldhügel, au denen der berühmte Burgunder-
wein wächst, und das Kalkhochland von Langres (langgr).
3. Das Garonnegebiet. Von dem Mittelmeer führt der Kanal
du Midi (du midi) über die Wasserscheide nach Toulouse (tulüs)
an der Garonne (garonn). Diese kommt von den Pyrenäen. (Richtung!)
Von rechts empfängt sie die Abflüsse der Anvergne. Unter dem Namen
Gironde (schiron3d) strömt sie langsam dem Meere zu. Ihre Ufer-
kundschaften sind fruchtbar, die Küstenstrecken am Golf von Biscaya
aber entweder öde Heiden oder kahle Dünen. Sie erinnern an die
Westküste Jütlands und die deutsche Ostseeküste. — Bordeaux (bordo)
an der Gironde ist trotz seiner weiten Entfernung vom Meere Seehafen.
Es hat 1u Mill. Einw. und ist durch seine Weine, Zuckerfabriken und
Schiffswerften berühmt.
4. Loiregebiet und Bretagne. Die Loire (loar) entspringt auf den
Cevennen. Sie ist Frankreichs größter Fluß; trotzdem hat sie für die
Schiffahrt geringere Bedeutung als die Seine (ßän), da sie häufig ihre
Ufer überschwemmt und infolgedessen an Versandung leidet. Am nörd-
lichsten Punkt liegt Orleans (orlös-ng), der Schlüssel zum Seinebecken;
daher fanden 1870 hier heftige Kämpfe statt. (Jungfrau von Orleans).
Tours (tur) und Nantes (nangt) sind Handelsstädte. Die Bretagne
(brötanj) ist gebirgig. Die Bewohner, Nachkommen der Kelten, treiben
Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei. Brest, Kriegshafen.
5. Das Nordfranzösische Becken. Von der Normandie bis zu den
Ardennen und Argonnen und von der Hochfläche von Langres (langgr)
bis zum Kanal erstreckt sich ein weites, von Flußtälern vielfach durch-
zogenes Hügelland. In frühester Zeit bildete es ein tiefes Becken;
später aber wurde es durch angeschwemmtes Land zum Teil aus-
gefüllt. An seiner Ostgrenze erheben sich: der durch seinen Bur-
gunderwein berühmte Höhenzug der Eote d'or, das kahle Hochland
von Langres und die waldreichen Argonnen. Der nordwestlichen
Abdachung des Landes folgt die Seine (ßan) mit ihren Nebenflüssen.
6*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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— 82 —
Ozeans vermitteln den Verkehr mit dem nördlichen Europa und Amerika,
und im Nordosten grenzt es an reiche, dicht bevölkerte Länder, mit
denen es lebhaften Verkehr unterhält. — Die Grenzen sind im Norden,
Westen, Süden und Südosten durch Meere und Hochgebirge vor feind-
lichen Angriffen geschützt; nur im Nordosten, wo dies nicht der Fall ist,
erwies sich die Anlage von Festungen als nötig.
b) Bodengestalt. Frankreich ist vorwiegend Tief- und Hügelland.
An Gebirgen sind zu erwähnen: a) 2 Hochgebirge: Pyrenäen und
Westalpen, b) ein fast in der Mitte des Landes gelegenes Hochland
mit Ausläufern nach Nordosten, c) die Gebirge der Normandie
und der Bretagne. An Ebenen: a) die Rhoneebene, b) die große
französische Tiefebene, die sich von den Pyrenäen über die
Anhöhe von Poiton (poutu) bis nach Belgien hin erstreckt.
c) Landschaften. 1. Das Rhonegebiet. Es umfaßt den südöst-
lichen Teil Frankreichs, der sich zwischen den Westalpen und dem
Schweizer Jura im Osten und dem französischen Mittelgebirge im Westen
ausbreitet und von der Rhone und ihren Nebenflüssen durchflössen wird.
— Die Rhone entspringt am St. Gotthard. Zuerst fließt sie nach
Westen, dann nach Nordwesten. Im Genfer See läutern sich ihre
trüben Alpenwasser. Nun durchbricht sie in vielen Windungen und
Stromschnellen den Schweizer Jura. Bei Lyou (liong) empfängt sie
von rechts die von den Sichelbergen kommende, ruhig dahinfließende
Saone (jjön) mit dem Donbs (du). Sie folgt deren Richtung nach
Süden und durchfließt das Tiefland der Provence (prowa^ß). Die
Mündung bildet ein Delta mit ungesundem Sumpfland, das durch die
Anschwemmungen des Flusses entstanden ist.
Im Gebiet der Saone liegt die Landschaft Burgund, die durch die Festungen
Belfmt (beför) und Bcsanyon (bösangßon«) gegen feindliche Einfälle von Osten
her geschützt wird. Dijon (discho,,g) am Saone-Seine-Kanal ist der Hauptver-
kaufsplatz für den berühmten Burgunderwein. An der Mündung der Saöne in
die Rhone Lyon (Ho„g) mit 460000 Einw., die drittgrößte Stadt Frankreichs.
Hier kreuzen sich die Verkehrswege von Süddeutschland und Nordfrankreich nach
dem Mittelmeer mit denjenigen von Paris und Orleans forlea-iq) nach Genf und
Turin (Mont-Cenis-Bahn). Deshalb hat Lyon einen großartigen Verkehr, der
noch durch die lebhafte Industrie gesteigert wird. Lyon hat die größten Samt-
und Seidensabriken der ganzen Welt, die einen Teil ihres Bedarfs an Rohseide durch
deu Anbau des Maulbeerbaumes und die Zucht des Seidenspinners gewinnen.
Von Lyon an bildet das Rhonetal eine tiefe Mulde zwischen den
Alpen und den Gebirgen Mittelfrankreichs. Im Süden erweitert es sich
zu einer Ebene. Hier herrscht schon vollständig südliches Klima, das.
aber bei dem Mangel an Regen nur den Anbau solcher Pflanzen
zuläßt, die, wie Wein und Oliven, nur wenig Feuchtigkeit nötig haben.
Die Provence ist durch ihren reichen Ertrag an Oliven (Provencer-Ol),
Feigen und Mandeln ausgezeichnet und hat zum Teil eine so geschützte
Lage am Südfuß der Alpen, daß im Winter nur eiue kurze, frostige Regen-
zeit eintritt und schon im Februar wieder Tulpen, Hyazinthen und Veilchen
blühen. Daher werden die klimatischen Kurorte an der Riviöra, die in-
mitten blumenreicher Gärten zwischen dem blaueu Meer und den schneebe-
deckten Alpenhöhen liegen, im Winter vielfach von Brustkranken aufgesucht.
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Extrahierte Personennamen: Gotthard Lyon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Amerika Westen Frankreich Bretagne Belgien Frankreichs Burgund Dijon Saone-Seine-Kanal Rhone_Lyon Frankreichs Nordfrankreich Paris Genf Lyon Lyon Rhonetal
— 84 —
Der Kreidenden dieser Gegenden ist unfruchtbar, erzeugt aber in der
Champagne (scha^panj), wo er mit Ton und Sand vermischt ist,
den berühmten Champagnerwein, von dem die Franzosen sagen: „Es
ist der Wein der Könige, daher auch der König der Weine." Reims
(ränqfj) und Chalons (schalo„g) sind die Hauptstädte dieses Weinbezirks.
Geschichtlich denkwürdig sind: Chalons durch die Hunnenschlacht (451),
Reims durch Chlodwigs Taufe (496), östlich davon an der Maas
Verdun (werdö^) durch den Teilungsvertrag der Söhne Ludwigs des
Frommen (843) und Sedan durch die Gefangennahme Napoleons am
2. September 1870.
In: Mittelpunkt des ganzen Beckens liegt die Hauptstadt Paris inmitten
fruchtbarer Täler und obstreicher Hügellandschasten. Hier treffen sich die Straßen
und Eisenbahnen von der Loire und der Rhone, von Deutschland, Belgien und
der Nordküste; von hier ab kann die Seine auch mit kleinen Seeschiffen befahren
werden. Infolge dieser günstigen Lage ist Paris schon frühe ein bevorzugter
Handelsplatz gewesen. D:e Könige Frankreichs wählten es zu ihrer Hauptstadt,
schmückten es mit großartigen Bauten und sicherten es durch eine Umwallung gegen
feindliche Angriffe. Diese Festungswerke wandelte man aber später in herrliche
Promenaden um (Boulevards sbulwars) = Bollwerke) und machte die Stadt
durch einen Ring schützender Forts zu der größten Festung der Welt (Belagerung
1870/71). Paris hat 23,i Mill. Einw., Universität. Es ist die Stadt des Luxus
und des Glanzes. Seine Industrie liefert besouders Schmuck-, Putz- und Mode-
waren, Bronzen und Möbel. — In dem nahen Versailles lwerßaj), der glänz-
vollen Residenz der französischen Könige, wurde König Wilhelm I. von Preußen
am 18. Jan. 1871 zum Deutschen Kaiser ausgerufen. —
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— 86 —
Land durchziehen. Diese werden von Maas und Sambre M„qbr)
in tief eingeschnittenen Tälern durchflössen, in denen vortreffliches Obst
gedeiht. Die Hochflächen und Bergrücken dagegen sind rauh und nn-
fruchtbar; sie bergen aber unerschöpfliche Reichtümer an Kohle, Eisen,
Blei und Zink svergl. Ruhrkohlenbecken und Oberschlesien I). In zahl-
reichen Bergwerken fördert man diese Mineralien zu Tage, um sie in
Fabriken und Werkstätten zu verarbeiten. Der blühenden Industrie dienen
Maas und Sambre, indem sie viele Mühlen und Pochwerke in Tätig-
keit setzen. Ein engmaschiges Eisenbahnnetz sorgt für raschen Verkehr
und leichten Absatz nach den Nachbarländern. — Belgien gehört zu den
bedeutendsten Industriestaaten des europäischen Festlands.
Lüttich, 170000 Einw., das „belgische Birmingham", ist durch seine Maschinen-
und Waffenfabriken sowie durch seine Kanonengießereien berühmt. Es hat Uni-
versität und Bergwerksschule. Namur (namür) liefert vorzügliche Messerklingen,
Berviers (werwiä) Tuche. — Bouillon (bujong) erinnert uns an Gottsried von
Bouillon.
b) Niederbelgien ist durchweg Tiefland. Es wird von der Schelde
durchflog n, die bis Gent hinauf schiffbar ist. Sie dient der Schiffahrt,
wie die Maas der Industrie (vergl. die Elbe bei Hamburg, die Gironde bei
Bordeaux, die Themse bei London). In ihrem Gebiet sind Landwirtschaft,
Industrie und Handel dicht nebeneinander zu hoher Blüte gelangt; denn
es ist fruchtbar und zugleich von der See aus leicht zugänglich. Getreide-
felder wechseln mit Hopfenpflanzungen, Zuckerrüben- und Flachsfelder
mit Obsthaiuen und Gärtnereien ab, die bei dem milden Seeklima reichen
Ertrag bringen. Die Viehzucht ist bedeutend. Brabanter Pferde und
Rinder sind berühmt. — Die Zuckerfabriken, Brauereien, Leinen-, Spitzen-
und Baumwollenwebereien Belgiens haben Weltruf erlangt. Mit ihren
Erzeugnissen wird lebhafter Handel getrieben.
In Hochbelgien herrscht die Metallverarbeitung, in der Mitte des
Landes die Nahrnngs- und Genußmittelindustrie und im Norden die
Weberei vor.
Die Hauptstadt Brüssel (Vi Mill. Einw.) hat herrliche Bauten und prächtige
Anlagen. „Klein-Paris". Sie ist durch ihre Spitzen, Damaste und Teppiche be-
rühmt. In der Nähe die Schlachtfelder von Ligny und Waterloo. Gent,
160000 Einw.; große Webereien. Die bedeutendste Handelsstadt Belgiens und
der zweite Seeplatz des ganzen Kontinents ist Antwerpen'), 300000 Einw.; Festung.
An der Küste das berühmte Seebad Osteilde.
Belgien bildet erst seit dem Jahre 1831 einen Staat für sich; vorher ge-
hörte es zu dem Königreich der Niederlande. Es ist für neutral erklärt. Im Norden
wohnen die niederdeutschen Flamen (*'i der Bevölkerung), im Süden die romani-
schen Wallonen. Beide Volksstämme kämpfen um die Vorherrschaft ihrer Sprache;
doch ist Französisch die Sprache der Gebildeten. Neben diesem Gegensatze tritt
auch der Unterschied zwischen Reichen und Armen, Gebildeten und Ungebildeten
scharf hervor. Die Volksbildung ist noch sehr vernachlässigt.
8 102. Das Großherzogtum Luxemburg.
(2600 qkm, über 200000 Einw.)
Es gehört in seinem südlichen Teil zum Lothringischen Stufenland, im
Norden zum Gebiet der Ardennen. Landwirtschaft und Bergbau bilden die
Haupterwerbsquellen der Bevölkerung. Diese ist der Abstammung nach
deutsch und mit dem Deutschen Reich auch durch Zollunion verbunden;
Antwerpen — an der Werft.
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Vorrede.
Xi11
>
erlöschen wird, — unsterbliche Verdienste erwarb. Ich
gestehe, daß mir diese Stelle bei der Bearbeitung meiner
Schrift beständig vorschwebte. „Etsi enim exempla
ipsa per sese multum valent undecunque electa; ta-
men ordo imperiorum et rerum gestarum de multis
maximis rebus homines ingeniosos admonet. Prod-
est ad pietatem, initia, incrementa, depravationes,
correctiones religionum videre, considerare etiam,
quomodo non humano consilio aut viribus, sed divi-
nitus imperia constituta sint, deinde propter iusti-
tiani defensa, postremo propter tyrannidem, impie-
tatem , libidines, ambitionem conciderint. —Illud
etiam utile est, occasiones observare, quibus ab aliis
gentibus ad alias imperia translata sint, quae inter-
dum cum per sese essent levissima, tamen momenta
suerunt rerum maximarum. Postremo iucundissi-
raum est, in conspectu habere totius generis humani
ortum, propagationem, et omnes insignes mutatio-
nes , quod ipsum etiam multa monet ad pietatem
utilia. Magnum igitur et difficile opus est, inte-
gram historiam recte scribere, et haud scio, an inter
eloquentiae opera omnium longe difficillimum. Fa-
cilius est, tales commentarios excerpere, sed tamen
eligere ea, quae plurimum habent ponderis, in teli i-
gere consilia atque occasiones negotiorum, hominis
est, non solum non hebetis, sed etiam usu periti,
et versati in republica; et haec apte distribuere, et
dilucide recitare, nemo nisi liberali doctrina excul-
tus potest.u •— Eö sey mir noch erlaubt, Melanch-
thons Worte am Ende der Vorrede zum ersten Theile
des von ihm herausgegebenen Carionischen Chroni-
kons auch noch am Anfange des dritten Jahrzehnds des
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Die Karolinger.
i 7 7
oder die Lander zwischen dem Rheine und der Schelde, und
vom Ursprünge der Maas an bis zum Einflüsse der Saone
in die Rhone und bis ans Mittelmeer; Karls Antheil war
das übrige Frankreich bis an den Ebro; an. Ludwig
den Teutschen kam Teutsch land diesseits des Rheins,
und auf dem linken Rheinufer die Städte Mainz,
Worms und Speyer mit ihren Gebieten.
309.
Die Karolinger.
Das getheilte Reich erlitt durch wiederhohlte Theilungen
unter den Söhnen dieser Brüder mehrere Veränderungen;
denn als Lothar die Regierung (855) niederlegte und ins
Kloster Prüm (im Ardennenwalde) ging, theilte er, mit
Bewilligung der Großen, sein Reich wieder unter seine
drei Söhne Ludwig 2 (den Kaiser, und König von Ita-
lien), Lothar 2 (der Loth rin gen), und Karl (der Lyon,
die Provence, Dauphins und einen Theil von Helvetien er-
hielt). Keiner dieser drei Könige hinterließ männliche
Nachkommen.
Ludwig der Teutsche (-s 876) mußte in seinem
Reiche an der Nord - und Ostgrenze ununterbrochen mit
auswärtigen Feinden kämpfen. Schon unter seines Vaters
schwacher Regierung hatten die, durch Karls Eroberungen
zu Nachbarn des fränkischen Reichs gewordenen, slavi-
schen Völker mehrere Angriffe auf die Grenzprovinzen
dieses Staates gewagt. Dazu kamen die verwüstenden Ein-
falle der Norman»er. Ludwig lebte daher in beständi-
gem Kriege gegen die Sorben, Böhmen, und Ob o-
tri ten. Die Grenzen gegen ihre Einfalle zu decken, stellte
er Markgrafen an; auch erlaubte erden größer» Vasallen,
deren Besitzungen den Einfallen und Räubereien der Nach-
barn ausgesetzt waren, Burgen in ihren Landstrichen an-
zulegen, um unerwartete Angriffe abzuhalten. Bald aber
vermehrten sich diese Burgen und festen Schlösser so sehr,
daß sie selbst die teutschen Könige ungern sahen, weil sie,
Pöliv Wcllgcschichte n. 4te Vtufi. 12
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Lothar Karl Karl Ludwig Ludwig Karls Ludwig Ludwig Pöliv_Wcllgcschichte
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Karls Frankreich Rheins Mainz Worms Speyer Lyon Helvetien Nord Karls
Allgemeine Geschichte Europa's.
93
einem Luftballon die Stellungen seiner Gegner beobachten ließ,
die Oestreicher unter Coburg, und vereinigte sich (4 Jul.)
mit Pichegru. Durch diese Siege hatten die Franzosen Bel-
gien wieder erobert. Die Oestreicher mußten sich aus Bra-
bant über die Maas zurückziehen, und Scherer bemäch-
tigte sich von neuem der abgeschnittenen Festungen Lan-
dre cy, Quesnoi, Conde und Valenciennes (Jul.
und Aug.). So wie im Januar 1794 der Herzog von
Brauuschweig die Feldherrnwürde niedergelegt hatte; so gab
nun auch (Aug.) der Prinz von Coburg seine Entlas-
sung. An seine Stelle trat der Graf Clairfait.
Doch nicht blos die Oestreicher, auch die Engländer,
Hannoveraner und Holländer mußten Belgien raumen. —
Sie zogen sich in die Generalitatslaude zurück, wohin ih-
nen Pichegru folgte, und den Herzog von Pork (14
Sept.) bei Herzogenbusch besiegte. Doch erst, nach-
dem im Winter die niederländischen Flüsse und Seen mit
Eis belegt waren, konnte es Pichegru wagen, über die
gefrorne Waal und Maas (24 Dcc. 1794) vorzudringen,
und Holland zu erobern. Die Engländer und Hanno-
veraner zogen sich, bei den raschen Vorschritten der Nord-
armee, nach Westphalen zurück, die Holländer in ihr Va-
terland. Pichegru besetzte (17 Jan. 1795) Utrecht und
(21 Jan.) Amsterdam; überall wurden die Franzosen von
der antioranischen Parthei mit Theilnahme aufgenommen,
und holländische, vormals verwiesene, Patrioten waren selbst
bei dem Einmärsche ihre Wegweiser gewesen. Zu ihnen ge-
hörte der General Daudels, der im Jahre 1787 Holland
verlassen hatte, und jetzt drei Kolonnen Republikaner über
die Maas führte. Der Erbstatthalter, der nur noch
am 19 Nov. einen neuen Vertrag mit Großbritannien abge-
schlossen hatte, legte (17 Jan. 1795) seine Würde
nieder, und stüchrete mit seiner Familie nach England.
Die antioranische Parthei bewirkte, auf einer allgemeinen
Versammlung im Haag, (26 Jan. 1795) die Aufhebung
der Erbstatthalterschaft, schaffte den Eid auf die
alte Verfassung ab, und erklärte Holland zur batavi-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Scherer
Extrahierte Ortsnamen: Coburg Valenciennes Coburg Belgien Holland Utrecht Amsterdam Holland England Holland
94
Achter Zeitraum.
schen Republik, obgleich im Anfange nur die Provkn-?
zen Holland, Utrecht, Geldern und Oberyssel für die Bil-
dung einer neuen Verfassung zusammentraten, und Seeland,
Groningen und Friesland dagegen stimmten. Am 16 Mai
1795 ward im Haag von den Volksrepräsentanten Rewbel
und Sieyes der Friede zwischen Frankreich und der
n e u g e st a l t e te n b a t av i sch en Rep u bl i k, zugleich mit
einem Angriffs- und Vertheidigungsbündnisse
gegen England abgeschlossen. Frankreich erkannte die
batavische Republik als eine selbstständige Macht an, und
garantirte die Unabhängigkeit, so wie die Vernichtung der
Statthalterschaft in derselben. Dagegen zahlte die batavi-
sche Republik zur Entschädigung für die Kriegskosten 100
Millionen holländische Gulden, und überließ das holländische
Flandern und das Land längs der Maas von Mastricht bis
Venloo an Frankreich, wofür Frankreich beim allgemeinen
Frieden einen Landerstrich von gleichem Umfange der Nach-
barrepublik zu verschaffen versprach; auch ward die Schelde
geöffnet, und ein französisches Heer von 25,000 Mann blieb
zur Aufrcchthaltung der neuen Staatsform im Solde der
batavischcn Republik. Batavien versprach zugleich, im näch-
sten Feldzuge gegen England, 12 Linienschiffe, 18 Fregat-
ten , und die Hälfte der Landtrnppen, unter dem Oberbe-
fehle französischer Generale, zu stellen.
639.
Fortsetzung bis zum Frieden mit Preußen.
Nach der Schlacht bei Fleurus hatten sich die Oestrei-
cher an die Maas zurückgezogen. Von da verdrängte sie
der General Scherer, nachdem er 08 Sept. 1794) in
dem Treffen bei Sprimont den Grafen Latour be-
siegt hatte. Der General Clairfait ging, von Jour-
dan (2 Oct.) an der Roer bezwungen, bei Kölln und
Düsseldorf (5 Oct.) über den Niederrhein, und Aachen, Jü-
lich, Coblenz, Kölln, Bonn und die hessische Festung Rhein-
fels (2 Nov.) wurden von den Franzosen besetzt. Nur
die einzige Festung Luremburg ward vom Feldmarschalle
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Ortsnamen: Holland Utrecht Seeland Groningen Friesland Volksrepräsentanten_Rewbel Frankreich England Frankreich Frankreich Frankreich batavischcn_Republik England Aachen Coblenz Bonn Luremburg
Allgemeine Geschichte Europa's.
309
haben würde. Zur Vollziehung dieses Verbotes sollte ein
Corps von 18,000 Manu Truppen (unter denselben 9000
Franzosen) von den Holländern unterhalten, und in Verbin-
dung mit französischen Douaniers an den holländischen Kü-
sten aufgestellt werden. Außerdem sollte Holland bis zum 1
July 9 Linienschiffe, 6 Fregatten und 100 Kanonierschalup-
pen ausrüsten, und sie wahrend des Krieges unterhalten.
„Da es ferner in Frankreich als verfassungsmäßiger Grund-
satz gelte, daß der Thalweg des Rheins die Grenze
des französischen Reiches bilde, und da die Werfte von Ant-
werpen bei der damaligen Lage der Grenze der beiden Staa-
ten einem feindlichen Angriffe ausgesetzt wäre; so mußte
Holland a n Fra n k reich das h o l l a n d i s eh e B r a -
bant, ganz Seeland, die Insel Schvuwen, und den
Theil von Geldern, der am linken Ufer der Waal liegt,
mit N y m wegen, Bo nr m e l u. s. w. (im Ganzen 330,000
Einwohner) überlassen. Diese abgetretenen Bezirke sollten
frei seyn von ihren Staatsschulden, die Privatschuldcn aber
ihre Gültigkeit behalten. Dagegen g aran ti r te der Kaiser
die Integrität Hollands nach den Bestimmungen die-
ses Vertrages. — Die abgetretenen Länder (vom linken Ufer
des Rheins, von den Grenzen des Roer - und des untern
Maasdepartements, dem Thalwege des Rheins bis ans
Meer entlang) wurden durch Sen a t u scon su ltum vom
26 Apr. 18t0 mit dem französischen Reiche als integriren-
der Theil vereinigt. Die Länder zwischen dem Laufe der
Waal, dem Dognestusse, den Grenzen der beiden Nethen,
der untern Maas und der Roer, bildeten ein neues De-
partement unter dem Namen der Rhein m ü n d u n g e n,
dessen Hauptort Herzog endusch seyn sollte. Das west-
lich der Dogne gelegene Land, mir den Inseln Schouwcn,
Tholen, Nord - und Südbeveland und der ganzen Insel Wal-
cheren, ward mit dem Dcpartemente der beiden Nethen
vereinigt. —
Bald nach der Vermählungsfeier des Kaisers kehrte (im
Apr. 1810) der König Ludwig nach Holland zurück; -der
Kager selbst bereiscte gegen das Elide des Aprils die neuer-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Maas Tholen Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Rheins Holland Seeland Hollands Rheins Rheins Rhein Nord Holland
Achter Zeitraum.
ö / X
oran i sehen Parthei der Erfolg der französischen Waffen
bereits hinreichend vorbereitet worden, wenn auch der Erb-
statthaltcr und die Generalstaaten noch am 19 Apr. 1794
bedeutende Subsidien an Preußen bewilligten. Denn kaum
war Belgien den Oestreichern von neuem entrissen, als
P i eh egru im Spatjahre i794 *) bis Berg op Zoom
vordrang, die zugefrorncn Flusse Waal und Maas (24
Dcc.) überschritt, und, zwei Tage nach der Flucht des Erb-
statthalters nach England, in Amsterdam (19 Jan. 1795)
seinen Einzug hielt.
Diese Siege führten zur Namensverwandlung und neuen
politischen Gestaltung der nunmehrigen batavisehen Re-
publik, nach dem Muster der damaligen französischen,
zur Abschaffung der Erbstatthalterwürde, des Adels, und
des Neligionsunterschiedes in Hinsicht auf bürgerliche Rechte.
Ein Bündnis; (16 Mai 1795) knüpfte die batavische Repu-
blik an das Interesse des mächtigen französischen Freistaates;
sie erkaufte sich dessen Schutz, Verbindung und Freundschaft
mit 160 Millionen Gulden für die Kriegskosten, und mit
der Abtretung der Lander längs der Maas von Mastricht
bis Vcnloo, durch welche Frankreichs Gebiet abgerüudet ward.
Die lang verschlossene Schelde ward eröffnet, und ein fran-
zösisches Heer von 25,000 Mann blieb, zur Aufrechthaltung
der neuen Gestaltung, im Solde der Schwesterrepublik.
England erklärte darauf (1 Scpt. 1795) der batavischen
Republik den Krieg, und eroberte (1796 —1800) das Cap,
Amboina, Banda, Eochim, Malacca, Surinam und Cura-
^ao; auch schlug (ii Oct. 1797) Dun can die batavische
Flotte unter de Winter. Eine andere Flotte von 9 Schif-
fen unter Lucas ergab sich schon früher (16 Aug. 1796- in
der Saldanhabai an den Admiral Elphinstone.
Nach dreijährigen Verhandlungen über die neue Ver-
fassung, welche das bisherige Föderativshstem der sieben
enzelnen niederländischen Provinzen vernichten, und den
) §- 638-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Lucas
Extrahierte Ortsnamen: oran Maas_( England Amsterdam Frankreichs Schwesterrepublik England Amboina Banda Eochim Malacca Surinam